Die Namenspatin des Botanischen Gartens, Hannelore 'Loki' Schmidt (1919-2010), war nicht nur Kanzlergattin, sondern auch Inhaberin der Ehrendoktorwürde, einer Ehrenprofessur, Ehrensenatorin der Universität und Ehrenbürgerin der Stadt Hamburg. Anläßlich ihres 100. Geburtstages am 3. März 2019 hat Carola Veit, die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, eine Erinnerungstafel am Haupteingang des Botanischen Gartens eingeweiht. In ihrer Rede beschrieb sie Loki Schmidt als Pionierin und engagierte Fürsprecherin der Pflanzen: „Sie hat uns gelehrt, offenen Auges durch Wiesen und Wälder zu streifen und wurde so zum Gewissen für den Naturschutz.“
Loki Schmidt fühlte sich schon in ihrer Kindheit zur Natur und insbesondere zur Pflanzenwelt hingezogen. Besuche im Hamburger Botanischen Garten, der sich damals noch am alten Standort in den Wallanlagen am Dammtor befand, gehörten zu ihren liebsten Kindheitserinnerungen. Gern hätte sie nach der Schule ein Biologiestudium absolviert, das für die Arbeiterfamilie aber nicht bezahlbar war. So entschied sie sich für ein Pädagogikstudium, das sie nach vier Semestern als Volksschullehrerin abgeschlossen hat. Nun konnte sie ihren Forscherdrang und ihre große Naturverbundenheit an ihre kleinen Schützlinge weitergeben, wobei ihr das Begreifen und Erfassen mit allen Sinnen stets besonders wichtig war.
Als Ehefrau des Bundeskanzlers reiste Loki Schmidt von 1974 bis 1985 in viele Länder der Erde und begann sich während dieser Zeit auch mehr und mehr für den nationalen und internationalen Natur- und Artenschutz zu interessieren. Sie gründet die 'Stiftung zum Schutz gefährdeter Pflanzen', engagiert sich im Hamburger Naturschutzrat und wirkt auf internationaler Ebene im Stiftungsrat des World Wide Fund for Nature (WWF) mit. Zusammen mit Wissenschaftlern der Max-Planck-Gesellschaft unternahm sie zahlreiche Forschungs- und Sammelreisen, die sie z.B. nach Kenia, Neukaledonien, Brasilien und Venezuela führten. In Mexiko sammelte Loki ein bis dahin unbekanntes Ananasgewächs, das ihr zu Ehren den wissenschaftlichen Namen 'Pitcairnia loki-schmidtiae' erhielt. Später sagte sie über diese Reisen: 'Das war mein Urlaub, den ich natürlich immer selbst bezahlt habe'.
Seit 1980 kürte Loki Schmidt die Blume des Jahres und begründete damit eine später viel kopierte öffentliche Aufklärungskampagne, die über den ökologischen Wert von Wildblumen und ihrer Lebensräume informieren und zu einem besseren Schutz der ausgewählten Arten beitragen sollte.
Die bereits in der Kindheit entstandene besondere Beziehung zum Hamburger Botanischen Garten, ihrem 'Zaubergarten', blieb für Loki Schmidt zeitlebens erhalten. Allerdings hat sich ihre Rolle dabei grundlegend gewandelt, denn aus der stillen Besucherin in Kinder- und Jugendtagen ist später zunehmend eine wichtige Initiatorin, Förderin und enge Freundin für den Garten und seine Mitarbeiter geworden. Überall im Botanischen Garten sind Spuren von Loki Schmidt und ihrem unermüdlichen und engagierten Wirken zu finden. Sie reichen von besonderen Gartenabteilungen, wie dem von ihr initiierten Bibelgarten oder der 'Grünen Schule', die ihr naturgemäß ganz besonders am Herzen lag, über die beliebten Konzerte der Reihe 'Musik und Lyrik' bis hin zur Stiftung 'Internationaler Gärtneraustausch', die sie Mitte der 80er Jahre ins Leben gerufen hat. Gerade das Wirken dieser Stiftung war und ist für den Hamburger Botanischen Garten von ganz zentraler Bedeutung.
Ausgehend von ersten Kontakten mit dem Botanischen Garten in Jerusalem hat sich in den vergangenen 35 Jahren ein internationales Netzwerk entwickelt, das den Botanischen Garten Hamburg heute mit Partnergärten in Europa, Nord- und Südamerika und in Ostasien verbindet.
Zum Vermächtnis von Loki Schmidt gehören aber nicht nur die zahllosen Ideen und Projekte, zu denen sie Anstoß gegeben oder deren Realisierung sie gefördert hat, sondern auch ihre einzigartige persönliche Ausstrahlung. Diese war geprägt durch ihre große Begeisterungsfähigkeit, eine bis ins hohe Alter unbegrenzte Neugier und eine bewundernswerte Disziplin, die mit einem großem Einfühlungsvermögen, ganz viel menschlicher Wärme und hanseatischer Zurückhaltung gepaart waren. Jede Begegnung mit Loki Schmidt wurde so zu einem besonderen Erlebnis und die Erinnerungen daran sind fest in den Gedanken und Herzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Botanischen Gartens und der Mitglieder der Gesellschaft verankert.
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